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friedlisunterwegs

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Die Marmorbrüche von Carrara

Dienstag, 5 April
Nun zog es uns weiter Richtung Florenz. Auf dem Weg lagen die berümten Marmorbrüche von Carrara. Spontan entschieden wir uns, die Sache diesmal aus der Nähe zu betrachten. Also fuhren wir hoch, in die vom Marmorstaub weissgepuderten Berge. Oben angekommen, buchten wir eine Führung zu einem Abbauplatz. Mit Mineurhelmen ausgerüstet erreichten wir am Ende eines 600m langen Tunnels die Mine, wo bis vor kurzem die tonnenschweren Marmorblöcke aus der Wand gesägt wurden. Jetzt liegt die Mine still, weiteren Abbau hätte die Statik des Berges gefährdet, erklärte man uns. Die riesige Halle war 18m hoch und aufgrund der glatten Wände akustisch sehr aktiv. Sehr interessant waren die Erklärungen der jungen Dame, die uns mit einem Kleinbus herumchauffierte. Von ihr erfuhren wir alles über die Beschaffenheit, den Abbau und die Verarbeitung von Marmor.  Beeindruckt, aber doch froh wieder am Trockenen und an der Sonne zu sein (in der Mine war es 14°C und tropfte überall von der Decke) besorgten wir uns noch ein paar Würfel der hier vorkommenden Marmorarten als Andenken und machten uns weiter auf den Weg nach Florenz.

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Heute wird der Carrara-Marmor in etwa 150 Brüchen über- und untertage mit Seilsägen und mit Schrämen herausgesägt und nicht mehr in manueller Handarbeit aus den Steinbruchwänden gelöst.
Seilsägen führen je nach Bedarf lange, dicht mit Hartmetallperlen besetzte Stahlseile durch die Marmorschichten im Stein-bruch oder durch die Rohblöcke in den Verarbeitungsbetrieben. In den Hartmetallperlen befinden sich Industriediamanten. Ein ständiger Wasserstrom kühlt die Sägeseile. 

Die Technik:

Zuerst wird oben unter der Decke ein Raum von 3 m Höhe geschaffen, damit Platz entsteht zum Anbringen der Bohr- und Schneidemaschinen. Dann werden in den hinteren beiden Ecken, links und rechts, Bohrungen von ca. Ø 8 m bis hinunter auf den Boden angebracht. Mit einer Art Kettensäge (Schwerter in diversen Längen bis zu 9 m) wird nun der Block ringsum bis hinten zu den vertikalen Bohrungen, ausgefräst. Mit eingepassten Holzkeilen wird das Ausbrechen beim Anbringen des unteren, waagrechten  Schnittes verhindert. Nun "hängt" der Block nur noch hinten an der Wand. Um den Block nun von der Wand zu sägen wird ein Diamant bestücktes Seil  von ca. Ø 25 mm (alle 5 cm ist ein mit Diamantsplittern bestückter Ring angebracht)  hinten durch die Bohrungen und dem Frässchlitz, rund um den Block gezogen.

Dieses Seil wird nun an die oben auf dem Block stationierte Maschine  angeschlossen , welche das Seil rings um den Block zieht und somit den letzten Schnitt anbringt, um ihn von der Wand  zu schneiden. Mit viel Wasser werden die Fräsarbeiten gekühlt und  den  Abrieb weggeschwemmt.

Damit der Block weiterverarbeitet werden kann, muss er nun von der Wand gekippt werden. Nicht ganz einfach, bei solch -zig-tonnenschweren Stücken. Würde man ihn einfach umkippen, so die Ausführung der Fachfrau, würde er in tausend Stücke zerbrechen. Als Nächstes wird ein Bett aus Kies und Sand keilförmig vor dem Block aufgeschichtet. Im hinteren Schlitz oben wird ein Expansionsgefäss aus Blech eingeschoben, das aussieht wie ein flaches Kissen. Mit enormem Wasserdruck (bis zu 450 bar) wird dieses Kissen "aufgeblasen" und somit den Block zum Kippen auf das Sandbett gebracht. Von hier kann er nun weiter verarbeitet werden.

Die ganzen Arbeiten dauern rund 1 Woche.

 

Im Gegensatz zu heute waren die Schneidetechniken von früher sehr gesundheitsschädigend.

Viele Mineure starben an Silikose, verursacht durch das Einatmen von feinen Quarzstaubpartikeln. Anstelle der Diamant-seile wurden damals nur Drähte verwendet, denen Quarzsand als Schneidemittel beigemischt wurde, ohne den Staub mit Wasser zu binden.

 

Insgesamt kommen in dieser Gegend drei Sorten Marmor vor: Der schwarze, der weisse und der grau maserierte Marmor. Wobei der weisse Marmor beim Abbau auch gräulich ist und erst beim Polieren weiss wird. Es gibt noch eine weitere Art, den rosaroten Marmor. Dieser komme aber in einer anderen, benachbarten Gegend vor, so unsere Führerin.

Die Claims werden jeweils für 30 Jahre vergeben.

Montecatini-Terme

Der Abend war nicht mehr fern und so beschlossen wir auf dem Stellplatz in Montecatini-Terme zu nächtigen. Scheinbar deponieren hier sämtliche Carunternehmen, die in der Toscana unterwegs sind, ihre Fahrzeuge über Nacht. Schätzungsweise um die 100 Reisecars aus allen Herren Ländern nutzten in dieser Nacht den kostenlosen Stellplatz. Uns ware es egal, unser "Car" war halt nicht so gross, aber wir haben trotzdem gut geschlafen.

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 Stellplatz in Montecatini-Terme       GPS:    N 43°52'57.00''   O 10°45'41.00'' 

Mittwoch, 6. April

Gegen 9 Uhr,  während wir beim Morgenessen sassen, holten die Chauffeure einer nach dem andern ihre Reisebusse ab. Auch wir verliessen das Nachtlager und peilten Florenz an. 

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